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Vollständig erschienen

Erinnyen Nr. 20
Zeitschrift für materialistische Ethik

Herausgegeben vom
Verein zur Förderung des dialektischen Denkens
Erscheint in zwangloser Folge

Spätsommer 2009






Inhalt

Aphorismen, Polemiken, Kritik
Ein Vortrag von Prof. Dr. Armleuchter über die Möglichkeiten der Hirnforschung

Wissenschaftliche Arbeit
Bodo Gaßmann
Die moralische Subjektivität des Menschen
als conditio sine qua non für eine antikapitalistische Veränderung
Inhalt
Einleitung:
Die Verleugnung der moralischen Subjektivität als Kennzeichen der
antikapitalistischen Linken bis heute. Gegen Kautsky, Lenin, Trotzki, Pannekoek, Hilferding, Korsch und die „Marxistischen Gruppen“
1. Das empirische Ich
2. Das logische Ich
3. Der freie Wille
4. Das Moralgesetz
5. Das moralische Ich
6. Nachtrag: Das moralische Ich heute

1. Historische Voraussetzungen: Die soziale Situation im 12. Jahrhundert
2. Glauben und Vernunft, Autorität und Selbstdenken
3. Die Entdeckung der menschlichen Subjektivität bei der Erkenntnis:
Nominalismus
4. Die Aufwertung der Körperlichkeit
5. Der Grundgedanke der Ethik: Die innere Zustimmung
6. Der moralische Maßstab von Abaelard, das Gewissen
und die Tugendlehre
7. Handlungen und Werke – gegen Einwände von Max Weber
8. Moralität und Legalität
9. Moral und Herrschaft
Anhang
Anmerkungen zum I.Teil
Anmerkungen zum II. Teil
Literatur

Des Kaisers neue Kleider
Die neurophysiologische Biologisierung der Gesellschaft
Über das Werk von
Christine Zunke: Kritik der Hirnforschung. Neurophysiologie und Willensfreiheit, Berlin 2009 (Akademie Verlag).

Über:
Dominic Streatfeild: Gehirnwäsche. Die geheime Geschichte der Gedankenkontrolle. Aus dem Englischen von Andreas Simon dos Santos, Ffm. 2008. (Zweitausendeins)

Die menschliche Seele
(Nach Platon, Aristoteles, Kant und Freud)

Editorial
Zur Jubiläumsausgabe
Zwanzig Ausgaben. Seit 1985 existieren die Erinnyen schon. Das Titelbild der ersten Ausgabe zierte ein Gemälde von Goya: „Der Traum der Vernunft erzeugt Ungeheuer“. Dieser Spruch sollte nicht das menschliche Vernunftvermögen kritisieren und dem Muddling-Through der Marktanarchie Vorschub leisten, sondern zur erneuten Reflexion der sozialistischen Ideen anregen. Diesem Gedanken sind die Erinnyen – auch in dieser Ausgabe - treu geblieben. Hätte damals eine Gruppe diese Zeitschrift übernommen, dann gäbe es sie heute wahrscheinlich nicht mehr. Zu diskontinuierlich ist die Arbeitsweise vieler linker Gruppen. Der eine sieht die theoretische Arbeit als Sprungbrett für seine akademische Karriere, einmal zum Lebenszeitprofessor avanciert, ist ihm die Mitwirkung in kleinen Organisationen zu unfein, schadet vielleicht seinem Ruf oder er distanziert sich gar von seinen revolutionären Flausen. Andere sind als Studenten engagiert, haben sie sich aber erst einmal etabliert, werden sie von ihrem Beruf und der Familie vereinnahmt und ziehen sich ins alltägliche Schneckendasein zurück. Man muss schon einen Schuss Wahnsinn in sich haben, um gegen die versteinerten Verhältnisse, die selbst in einer Krise nicht zum Tanzen zu bringen sind, immer wieder anzuschreiben und noch nicht einmal von einer johlenden Menge wie einst Don Quijote verhöhnt zu werden – was immerhin ein Art Erfolg wäre. mea maxima culpa.
Der Mensch lebt aber nicht von Brot allein, weder in der Antike, als dieser Satz formuliert wurde, noch heute. Wer sein Bewusstsein aufklären will, kann dies nicht durch die Surrogate von Gedanken, wie sie in den Massenmedien erscheinen, welche die herrschenden Gedanken sind, die allemal die Ideen der herrschenden zwei Prozent der Bevölkerung sind. Auch eine zusammengebastelte Weltanschauung ist noch kein rationales Selbstbewusstsein der Gegenwart, dies bekommt man nur durch recht verstandene Philosophie, die sich an Wahrheiten orientiert und nicht am ubiquitären Skeptizismus (wie sagte noch kürzlich ein offizieller Fachberater für Philosophie: Auch die Naturwissenschaften sind nur Glauben).
Die Jubiläumsausgabe der Erinnyen konzentriert sich um ein Thema: Die menschliche Subjektivität und ihr moralischer Aspekt. Im ersten Aphorismus wird die vulgärphilosophische Hirnforschung (Singer, Roth u.a.) satirisch erledigt, nachdem sie von Christine Zunke, deren Buch wir ausführlich besprochen haben, theoretisch schlagend widerlegt wurde. Zu welchen menschenfeindlichen und verbrecherischen Manipulationen an lebenden Probanden der Spezies Mensch die Hirnforschung unter anderem dient, zeigt unsere Besprechung von Streatfeild: „Gehirnwäsche“. Dass man auch mit Kritik an der Heuchelei heucheln kann, darüber klärt der zweite Aphorismus auf. Ein Manko linker Akteure in den westlichen Bundesländern ist ihr Versinken im Konkretismus. Dagegen mobilisiert der dritte Aphorismus die soziale Fantasie, indem er Eckpfeiler eines sozialistischen Programms vorstellt, in dem unter anderen die Expropriation der großen Expropriateure als nächster Schritt gefordert wird.
Mit der linken, revolutionären Arbeiterbewegung beschäftigt sich auch der wissenschaftliche Beitrag, der einleitend die erschreckende moralische Naivität und das moralische Versinken im Sumpf der prokapitalistischen Amoralität bei den bedeutenden Theoretikern nach Marx aufweist und kritisiert. Hauptthema ist die moralische Subjektivität, die mit Kant als einzige Alternative zu gewaltförmigen Verhältnissen stark gemacht wird, ohne in das bürgerliche und ideologische Moralisieren zu verfallen. Moralität, der innere Bezug von Moralgesetz und Handlung, ist bis heute kein relevanter Aspekt des linken Bewusstseins, sein Gegenteil aber macht den Menschen zum bloßen Mittel wie in der Mehrwertproduktion. Und, so die These des Autors, das Fehlen von Moralität war eine der Ursachen für das Scheitern des sozialistischen Experiments in der Sowjetunion.
Der zweite Teil des wissenschaftlichen Beitrags reflektiert die Entstehung der Moralität bei Peter Abaelard und seine Präformierung der modernen Subjektivität, die heute wieder zu zerfallen droht. Längst versprochen erscheint endlich dieser Essay über diesen mittelalterlichen Denker, der Aspekte der kantischen Moralphilosophie vorwegnimmt, der ein Aufklärer im gar nicht so finsteren Mittelalter ist und hinter dessen Einsichten die durch die Bewusstseinsindustrie verblödeten Menschen längst zurückgefallen sind. Credo quia absurdum.
Bodo Gaßmann
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