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Anmerkungen zum I. Teil

(1) Das ist ein Aspekt der Erklärung, warum es nach dem 8. Mai 1945 plötzlich keine Nazis mehr in Deutschland gab und nach der „Wende“ 1989/90 die 99%, die für die Nationale Front der SED gestimmt, zu 80 % bürgerliche Parteien – jetzt „freiwillig“ - gewählt haben.

(2) Diese falsche Aussage unterschlägt, dass „transzendentale“ Bestimmungen jeder wissenschaftlichen Arbeit, insbesondere auch der Marxschen Kapitalanalyse und auch Korsch' Schriften zugrund liegen. Wie bei Kautsky wird damit operiert, ohne ein Selbstbewusstsein davon zu haben. „Transzendentale“ Bestimmungen aber sind nicht empirisch vorfindbar, also aus der reinen Vernunft.
   Eine andere Frage ist, ob nicht „reine Vernunft“, die den kategorischen Imperativ begründet, dennoch gesellschaftliche Implikationen enthält (vgl. dazu Adorno: Moralphilosophie, S. 30), also die Form selbst historisch ist, wie Korsch annimmt (Marxismus, S. 130). Die Historizität der reinen Formen der Vernunft ist aber keine, die aktuell wechselt, sondern die für eine historische Epoche gilt und nicht durch die Behauptung, die sich auf die praktische Bedeutung der Theorie bezieht, wie sie Marx entwirft, kritisiert werden kann (vgl. dazu Kuhne: Selbstbewusstsein, Kapitel: „Die Historizität der transzendentalen Einheit der Apperzeption“).

(3) Zur Problematik der Vermittlung von Moralgesetz und Klassenkampf siehe Gaßmann: Ethik des Widerstandes, Kapitel C.

(4) Diese Aussage widerspricht dem Kapitel im „Kapital“ über die ursprüngliche Akkumulation, in dem Marx zeigt, dass die kapitalistische Produktionsweise nicht zwangsläufig entstand, sozusagen historisch deterministisch, sondern auf Gewalt beruht und damit auf dem immer auch frei gedachten Willen der Expropriateure.

(5) Zur Problematik dieses Ausdrucks siehe neuerdings Kuhne: Kant, S. 186.

(6) Wer ein Beispiel benötigt: Meine Absicht ist es, einen anderen Menschen zu verletzen. Ist die Maxime dazu Rache, weil der andere mich in einer Kneipe bis zur Wut gereizt hat, dann ist diese Maxime nicht verallgemeinerbar. Ist meine Maxime jedoch als Arzt die Gesundheit des anderen zu bewahren, dann darf ich ihn mit dem Skalpell verletzen, um z.B. ein Geschwür zu entfernen.

(7) Vgl. Kant: Gr.M.S, S. 90 f./BA 112.

(8) Vgl. unsere Rezension in diesen Erinnyen Nr. 20.

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Anmerkungen zum II. Teil

(1)   Die Grundlage für diese Arbeit ist ein Referat, das ich im Sommersemester 1986 im Philosophischen Seminar der Universität Hannover in einer Veranstaltung von Prof. Dr. Günther Mensching mit dem Thema „Zum Begriff des Menschen in der mittelalterlichen Philosophie“ gehalten habe. Gedanken, die später in den Werken von Prof. Mensching über Abaelard ausgesprochen wurden, habe ich in den vorliegenden Aufsatz eingearbeitet. Gerechtfertigt ist die erneute Beschäftigung mit Abaelard, insofern ich ein wenig andere Akzente setze als Günther Mensching, vor allem aber indem ich die Entstehung der Moralität bei Abaelard in den Zusammenhang mit der traditionellen Arbeiterbewegung stelle. Siehe die Literaturliste zu den Arbeiten von Mensching, dem  ich in der Tendenz dieser Schrift folge.

(2) Ob die vielen Beispiele aus dem Bereich der Sexualität auf seiner unglücklichen Liebe zu Heloisa und die gewaltsame Kastrierung durch deren Oheim zurückzuführen sind und bei Abaelard eine neurotische Fixierung ausgelöst haben, mag ein historisch gebildeter Psychoanalytiker entscheiden.

(3) Vgl. meinen Aufsatz über den Dekalog: Entstehung, S. 32-35.

(4) Die Gebote kann man, wie Abaelard es macht, mit der praktischen Vernunft in Einklang deuten, ebenso das „natürliche Sittengesetz“, nicht aber ihre Begründung. Die Natürlichkeit des Sittengesetzes („Nächstenliebe“) beruht auf einem naturalistischen Fehlschluss, nach dem zirkulär etwas in die Natur hinein imaginiert wird, das man dann zur Legitimierung wieder aus ihr heraus interpretiert. Die Setzung der Zehn Gebote durch Gott ist eine Begründung aus dem undurchschauten und deshalb entfremdeten Selbstbewusstsein des Menschen. Diese Kritik übersteigt allerdings den philosophischen Horizont des Denkens im 12. Jahrhundert.

(5) Abaelard weiß sehr wohl, dass dieses Gebot oft nicht eingehalten wurde. Er kennt durch eigene schmerzliche Erfahrung, dass die Menschen oft nicht danach handeln, weil sie die Not zwingt oder der Egoismus sie bestimmt. Das verleitet ihn aber nicht zum Zynismus und zur Amoralität wie Lenin, der sagt: wenn man die „Appassionata“ von Beethoven hört, möchte man die Köpfe der Menschen streicheln, man muss sie aber auf den Kopf schlagen. Wie will man mit Menschen, denen man (symbolisch) auf den Kopf schlägt, die man also unmündig behandelt, eine Gesellschaft errichten, in der Solidarität („Nächstenliebe“) vorherrscht?

(6) Vgl. zum Inhalt des Dekalogs und seiner Problematik meinen Aufsatz: Entstehung, S.  32-45.

(7) Meredith hat im 19. Jahrhundert diese Tatsache zum Gegenstand seines Romans „The Egoist“ gemacht. Dieser reiche Egoist tut unter anderem ständig (kleinere) gute Werke, um den Dank und die Verehrung anderer einzuheimsen.

(8) Die „Gesinnungsethiker“, die Max Weber als Beispiele vorführt, sind alle dadurch gekennzeichnet, dass sie keinen objektiven Maßstab mehr für ihr Handeln haben, ihr Gewissen also eine undurchschaute, schwankende und subjektivistische Moral enthält. Umgekehrt sollen die “Verantwortungsethiker“ zwar letztlich noch einer Moral huldigen, aber diese ist auch für Max Weber nicht mehr durch Objektivität gekennzeichnet, sondern sie beruht auf bloßen (subjektiven) „Werten“. Moralität wäre danach für beide idealtypischen Moralvorstellungen bestenfalls zufällig.

(9) Allerdings entsteht bei dieser Reue und Vergebung, die nicht dem Äquivalenzprinzip folgt, das Problem in einer herrschaftskonformen Ethik, dass der Zusammenhang von Vergehen und Strafe verwässert wird.
Jemand könnte einen Mord begehen, ohne dass die Justiz ihn bestraft, und innerlich durch wahre Reue mit unangemessen wenig Buße vor seinem Gewissen (Gott) Dispens erlangen.

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Literatur

Die Literatur wird im Text jeweils mit dem Autor, dem Stichwort (hier fett gedruckt) und der Seitenzahl zitiert.

Abaelard: Die Leidensgeschichte und der Briefwechsel mit Heloisa. Übertragen und herausgegeben von Eberhard Brost. Mit einem Nachwort von Walter Berschin, Heidelberg 1979.

Abaelard, Peter: Scito te ipsum (Ethica). Erkenne dich selbst. Übersetzt und herausgegeben von Philipp Steger. Lateinisch-Deutsch, Hamburg 2006.

(Abaelard) Abailard, Peter: Gespräch eines Philosophen, eines Juden und eines Christen. Lateinisch und deutsch. Hrsg. und übertragen von Hans-Wolfgang Krautz, Darmstadt 1995.

Abälard: Nosce te ipsum. Die Ethik des Peter Abälard. Übersetzt und eingeleitet von Ferdinand Hommel, Wiesbaden 1947.

(Geyer) Peter Abaelards philosophische Schriften II. Die Logica ‚Nostrum petitioni sociorum’. Die Glossen zu Porphyrius. Mit einer Auswahl aus anonymen Glossen, Untersuchungen und einem Sachindex. Zum ersten Male herausgegeben von Bernhard Geyer, 2. durchgesehene und veränderte Auflage, Münster 1973.

(Luscombe) Peta Abelard’s Ethic. An edition with introduction english translation and notes be D.E. Luscombe, Oxfort 1979.

Petrus Abaelardus (1079 – 1142) Person, Werk und Wirkung. Herausgegeben von Rudolf Thomas in Verbindung mit Jean Jolivet, Paris – D.E. Luscombe, Sheffield – L.M. de Rijk, Leiden, Trier 1980.

Darin u.a.: - Thaddaeus Kucia: Die Anthropologie bei Peter Abaelard, S. 223 – 242.

Adorno, Theodor W.: Probleme der Moralphilosophie (1963). Hrsg. v. Thomas Schröder,  Ffm. 1996.

Duby, Georges: Die drei Ordnungen. Das Weltbild des Feudalismus. Übersetzt von Grete Osterwald, Ffm. 1981.

Duby, Georges: Die Zeit der Kathedralen. Kunst und Gesellschaft 980-1420. Übers. v. Grete Osterwald, Ffm. 1992.

Duby, Georges: Krieger und Bauern. Die Entwicklung der mittelalterlichen Wirtschaft und Gesellschaft bis um 1200. Übersetzt von Grete Osterwald, Ffm. 1984.

Gaßmann, Bodo: Ethik des Widerstandes. Abriß einer materialistischen Moralphilosophie, Garbsen 2001.

Gaßmann, Bodo: Kapital und Ethik. Das Kantische Sittengesetz als Voraussetzung der Kritik der politischen Ökonomie, in: Erinnyen. Zeitschrift für materialistische Ethik Nr. 4, Garbsen 1989.

Gaßmann, Bodo: Moral und Herrschaft. Die Entstehung der Moral am Beispiel des Dekalogs, in: Erinnyen. Zeitschrift für materialistische Ethik Nr. 15, Garbsen 2004.

Die Moral auf dem Vormarsch – die Patrioten machen mobil, in: Gegenstandpunkt. Politische Vierteljahreszeitschrift. 1 -95, München 1995, S. 3-7 und 185-200.

Hegel, Wilhelm Friedrich: Grundlinien der Philosophie des Rechts. Hrsg. u. eingeleitet von Helmut Reichelt, Ffm., Berlin, Wien 1972.

Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Ffm. 1974 (G.M.S.).

Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. Nach der ersten und zweiten Original-Ausgabe neu herausgegeben von Raymund Schmidt, Hamburg 1976 (Kr.r.V.).

Kautsky, Karl: Ethik und materialistische Geschichtsauffassung. Internationale Bibliothek, Berlin, Bonn-Bad Godesberg 1973 (Nachdruck des 1922 erschienen dreizehnten bis vierzehnten Tausends (zuerst erschienen 1906)).

Kautsky, Karl: Der Weg zur Macht. Anhang: Kautskys Kontroverse mit dem Parteivorstand. Hrsg. u. eingeleitet v. Georg Fülberth, Ffm. 1972 (zuerst erschienen 1909).

Kautsky, Karl: Von der Demokratie zur Staatssklaverei, in: Soziales Denken Band 2, Berlin 1990. (Zuerst 1921)

Korsch, Karl: Marxismus und Philosophie, Ffm./Köln 1975.

Kuhne, Frank: Selbstbewusstsein und Erfahrung bei Kant und Fichte. Über Möglichkeiten und Grenzen der Transzendentalphilosophie. Paradeigmata 27, Hamburg 2007.

Le Goff, Jacques: Die Intellektuellen im Mittelalter. Aus dem Franz. übers. von Christiane Kayser, Stuttgart 1987.

Lenin, zitiert nach: Studientexte zur marxistisch-leninistischen Ethik, Berlin 1976 (und Lenin Werke (LW)).

Marx, Karl: Das Kapital. Erster Band, Berlin 1966 (entspricht Marx-Engels-Werke Bd. 23).

Mensching, Günther: Das Allgemeine und das Besondere. Der Ursprung des modernen Denkens im Mittelalter, Stuttgart 1992.

Mensching, Günther: Nominalistische und realistische Momente des Marxschen Arbeitsbegriffs, in: Krise und Kritik, Hrsg. v. Gerhard Schweppenhäuser, Dietrich zu Klampen, Rolf Johannes, Lüneburg 1983. S. 53 – 72.

Mensching, Günther: Totalität und Autonomie. Untersuchungen zur philosophischen Gesellschaftstheorie des französischen Materialismus. Ffm. 1971.

Mensching, Günther: Zur Genesis der Moralität im 12. Jahrhundert, in: Hegel-Jahrbuch 1988, begründet von W.R. Beyer unter Mitarbeit von P. Günter, herausgegeben von H. Kimmerle, W. Lefèvre, R. W. Meyer †, Bochum 1988.

Pannekoek, Anton: Arbeiterräte. Texte zur sozialen Revolution, Fernwald (Annerod) 2008.

Pannekoek, Anton: Ethik und Sozialismus, Quelle: http://www.marxists.org/deutsch/arciv/1906/ethikzukunststaat/1-ethik.htm, vom 3.1.2009.
(Die Seitenzahlen beziehen sich auf den Ausdruck dieses Aufsatzes.)

Sehgers, Anna: Das siebte Kreuz. Roman, West-Berlin 1973.

Streatfeld, Dominic: Gehirnwäsche. Die geheime Geschichte der Gedankenkontrolle, Ffm. 2008.

Trotzki, Leo D.: Ihre Moral und unsere. Voltaire Flugschrift, o.O., o.J. (Erstveröffentlichung 1938)

Trotzki, Leo: Terrorismus und Kommunismus. Anti-Kautsky, in: Soziales Denken, Berlin 1990 (Erstveröffentlichung Hamburg 1920)

Weber, Max: Der Beruf zur Politik, in: Ders.: Soziologie. Universalgeschichtliche Analysen. Politik. Mit einer Einleitung von Eduard Baumgarten. Herausgegeben und erläutert von Johannes Winkelmann. Fünfte überarbeitete Auflage, Stuttgart 1973.

Zunke, Christine: Kritik der Hirnforschung. Neurophysiologie und Willensfreiheit, Berlin 2008.

Zunke, Christine: Das Subjekt der Würde. Kritik der deutschen Stammzellendebatte, Köln 2004.

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Letzte Aktualisierung:  08.09.2009